Interessante Vorträge, Diskussion und Austausch im kleinen Kreis gab es letzten Samstag beim 2. Wikiposium in Wien. Veranstalter war die Österreichische Computer Gesellschaft (OCG). Die Vorträge waren durchweg interessant. Hier ein kleiner subjektiver Überblick meiner Links, Notizen, Gedanken entlang der Vorträge.
Wiki goes politics – Markus Glaser / Universität Regensburg
Gefreut hat mich das die Autoren des Buchs Wiki Web Collaboration dabei waren. Beim Vortrag von Markus Glaser „Wiki goes politics“ konnte ich einige Parallelen zum Volxbibel-Wiki Entdecken. Die Spannung das Wiki einerseits als Werkzeug zur Diskussion und Kollaborativen Ausarbeitung von Texten sinnvoll einzusetzen und der einzelnen Autoren ihre unfehlbare Meinung möglichst prominent zu platzieren. Meiner Meinung nach wurde dies im Volxbibel-Wiki den Umständen entsprechend recht elegant gelöst, indem nur angemeldete Benutzer die dem Projekt zustimmen zur Mitarbeit eingeladen sind und gleichzeitig zusätzlich eine „horizontale Versionsverwaltung“ eingebaut wurde. Das Mediawiki ist leider bisher vor allem für die Wikipedia. Im Vergleich zu den relativ objektiven Wissenschaftlich greifbaren Artikeln handelt es sich bei Argumentationen und Diskussionen in Polit-Wikis oder einem Bibelübersetzungs-Wiki um teilweise um subjektive nicht wissenschaftlich absolut belegbare Positionen.
Prowiki – Helmut Leitner
Natürlich war mir Prowiki während meiner Recherche zum Thema Wiki 2005 schon begegnet. Allerdings waren mir viele interessante Funktionen insbesondere die Fraktalität völlig unbekannt. Prowiki ermöglicht mit einer Installation eine Vielzahl unabhängiger Subwikis mit individueller Konfiguration und eigenem Design abzuspalten. Viel Features haben mich an die Funktionen von TWiki erinnert. Prowiki werde ich mir gelegentlich nochmals näher anschauen müssen. Helmut Leitner ist Entwickler von Prowiki und berichtete von dem Konzept. Ein Auszug aus dem Abstract:
Technisch bedeutet Fraktalität die vollständige Restrukturierbarkeit von Wikis, also die Einführung und Fortsetzung von Baumstrukturen sowohl nach unten (als Seitenhierarchie) und nach oben (als Gruppen- und Clusterbildung von Wikis), sowie die Individualisierung dieser Teilstrukturen für spezifische Aufgaben, d. h. Inhalte und Prozesse. Dies geschieht durch lokalen Context (Konfigurationsinformation), der in das Wiki eingeschrieben wird (wie der aktive und potentielle genetische Code in einer Zelle) und der mit einem sozialen Nutzungs-Code korrespondiert.
Sozial bedeutet Fraktalität die Ermöglichung von Freiräumen und Entfaltungsräumen. Am einfachsten ist das durch das Bild von Projekten und Teilprojekten zu verstehen. Aber das ist nur ein Beginn für eine Exploration von Patterns und Practices, also der empirischen und spekulativen Möglichkeiten der Gestaltung von Seiten- und Seitenstrukturen und der sozialen Benutzungsregeln.
Ergänzend gab es Tipps aus der Praxis von Prowiki-Evangelist und Dorfwiki Initiator Franz Nahrada.
Weitere Vorträge und Links
Weiter interessant fand ich den Vortrag von Andreas Blumauer [2]zum Nutzen von Semantic Wikis am Beispiel von sem’base. Für das Mediawiki gibt es eine Semantic Mediawiki Erweiterung, die sich noch in der Entwicklung befindet. Ganz simpel erklärt könnte man den Semantic-Aufsatz als „verbessertes Tagging“ bezeichnen. Artikel werden damit in Bezug zueinander gesetzt. Für die Wikipedia ließen sich damit z.B. Abfragen wie „zeige alle Musiker aus Deutschland die bei Sony unter Vertrag sind und Popmusik machen“ erstellen. Bisher unbekannt war mir auch noch das Semantic Bible-Wiki.
Nicht viel neues gab es für mich beim Vortrag zu Wissensmanagement und Wikis von Renate Millebner (Blog), jedoch konnte ich einige Praxis Erfahrungen aus der Umsetzung des Wikis bei Eberspächer einbringen. Die Abstracts der weiteren Vorträge sind im Programm überblick verlinkt.
Insgesamt ein wirklich informativer Tag von dem ich leider schon zu früh weg musste. Ich hoffe das zukünftig weitere Veranstaltungen zum Thema Wiki folgen werden. Vielen Dank an alle Referenten, Teilnehmer und Herrn Stockinger vom OCG für die Organisation.