Werden wir eines Tages Facebook als digitale Ruine zurücklassen? Vielleicht. Natürlich denke ich nicht, dass digitale Soziale Netzwerke jemals wieder aus unserem Leben wegzudenken sind. Die Art und Weise wie wir uns vernetzen und digitale Schnipsel mit anderen Teilen wird sich jedoch von Grund auf ändern müssen. Es ist natürlich nicht nur Facebook, welches aus meiner Sicht in der aktuellen Form keine Zukunft hat, sondern auch alle anderen Netzwerke, die Ihre grundlegende Architektur auf einem Daten-Silo aufbauen und damit die Nutzer in ihr eigenes Universum entführen möchten. Sei es Twitter, Google+ oder sonst was. Facebook ist hier vermutlich nur das plakativste Beispiel dessen Arroganz gegenüber dem Kunden am meisten stinkt. Auch hier gilt meiner Meinung nach „Hochmut kommt vor dem Fall“ – vermutlich ist es nur eine Frage der Zeit.
Richard Gutjahr hat einige spannende Meinungen und Fakten in seinem Artikel „Gibt es ein Leben nach Facebook ?“ gesammelt. Er spricht von einer Facebook Müdigkeit die ich nachvollziehen kann.
Egal wie lange Facebook noch Zuwächse feiert, irgendwann geht auch die längste Wachstumsphase zu Ende. Ist dieser Punkt einmal erreicht, zählt nur noch eines: Vertrauen. Und ausgerechnet hier hat Facebook Regenwald-große Flächen verbrannter Erde hinterlassen. Zuckerbergs Führungsstil aus Trickserei, Täuschung und unverhohlener Arroganz gegenüber seinen eigenen Produkten (“formally known as the customers”) haben tiefe Furchen hinterlassen. Facebook, das asoziale Netzwerk.
In diesem Zusammenhang kommt mir der Hype-Cycle in den Sinn, der die Phasen der Aufmerksamkeit bei Einführung einer neuen Technologie beschreibt.
Ich bin mir nicht sicher, ob man im Bezug auf soziale Netze und deren Digitalisierung den Hype-Cycle einfach anwenden kann. In jedem Fall handelt es sich dabei um eine reduzierte Betrachtung die eigentlich sehr viel vielschichtiger ist.
Wenn ich mir diesen Zyklus Gesamthaft auf digitale Soziale Netze vorstelle, denke ich, dass wir uns irgendwo schwankend vor und nach dem „Tal der Enttäuschungen“ befinden. Eigentlich reicht dieser Zyklus aus meiner Sicht hier nicht mehr aus. Ich Stelle mir eher etwas wie eine stetige Verschachtelung dieser Zyklen vor deren Ende jeweils nur für eine begrenzte Zeit ein „Plateau der Produktivität“ erreichen und dann stetig absinken während sie schon von einer abgewandelten Technologie überholt wurden.
Die ersten werden Facebook müde. Ich würde sagen – die ersten werden überdrüssig einem asozialen Netzwerk wie Facebook aus „Freunden“ all ihre Daten hinzuwerfen. Eine Dezentralisierung der Netzwerke muss langfristig kommen. Ein „zaghafter“ Versuch ist diaspora*. Bevor solche dezentrale Netzwerke wirklich angenommen werden, muss vermutlich die alltägliche „natürliche Integration“ der digitalen sozialen Kreise für einen Großteil der Bevölkerung zur Normalität geworden sein. Ein paar Zyklen an wird es aber wohl noch benötigen?
interessant wird auch noch werden, wieviel zyklen später friendica als ernsthafte alternative zu diaspora wahrgenommen werden wird 😉
Kannte ich bisher nicht. Nutzt du das? Die Website sieht leider ein wenig nach 1990iger aus und wirkt damit wenig attraktiv.
noch nutze ich es nicht. aber sagen wir, ich habe irgendwo einen account.
in meiner wahrnehmung war friendica schneller und effizienter an dem punkt, von dem diaspora nur erzählt und geträumt hat: federation, verschiedene netzwerke miteinander zu verknüpfen. und das ohne große anschubfinanzierung und hype.
nur ist es leider noch unbekannter als diaspora. und ja, attraktivität käme sicher mit steigender bekanntheit 😉